Zum Taping bin ich über die sportlichen Aktivitäten meiner Familie gekommen. Bei Sport-Verletzungen haben sich Tapes als sinnvolle Erste-Hilfe-Maßnahme bewährt, denn sie stabilisieren die Gelenke, nehmen den Schmerz und sorgen für eine schnellere Abheilung. Da ich die angrenzenden Muskelgruppen ebenfalls mit Tapes versorge, wird ein Ausweichen in eine Schonhaltung vermieden. Gute Erfahrungen habe ich auch bei heftigem Muskelkater gemacht.

Wann Tapen sinnvoll ist und worauf es dabei ankommt, habe ich bei dem

Allgemeinmediziner Dieter Sielmann gelernt, der sich durch eigene Erfahrungen intensiv mit dem Tapen befasst und es weiterentwickelt hat. Seine Art des Tapens nennt er Medi-Taping®. – Schlage ich einem Patienten die Taping-Methode vor, treffe ich häufig auf Skepsis. Dass einfach nur ein farbiger Klebstreifen gegen (manchmal) jahrelange Schmerzen helfen soll, können viele Menschen nicht so richtig glauben. Ich mache jedoch seit vielen Jahren bei verschiedenerlei Beschwerden gute Erfahrungen mit dieser Methode.

Tapes sind eine schnelle und anhaltende Hilfe bei akuten Rückenschmerzen und Ischias-Beschwerden. Immer wieder gute Erfolge habe ich beim (sehr schmerzhaften!) Fersensporn, farbig abgeklebt gehen auch Warzen weg und Narben (auch Kaiserschnittnarben) heilen schneller. Auch Babys mit Blähungen oder mit einem zu starken oder zu schwachen Muskeltonus konnte ich schon helfen. Bei Schnupfen erleichtert ein Tape das Atmen und somit das Durchschlafen. Die nebenwirkungsfreie Therapie bietet sich gerade auch in der Schwangerschaft an, wo es durch die für die Geburt hormonell weicher werdenden Bänder häufig zu Verschiebungen im Iliosakralgelenk kommt. Aber auch bei Schwangerschafts-erbrechen, bei Sodbrennen, bei Krampfadern in der Schwangerschaft und – später dann – bei Milchstau bis hin zu Entzündungen, greife ich gerne zu Tapes.

Beschwerden des Bewegungsapparates

Beim Tapen geht man davon aus, dass die Ursache der meisten Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates – entgegen der weit verbreiteten Theorie – nicht in den Gelenken oder in der Wirbelsäule liegt, sondern in Muskeln, Faszien und Bindegewebe. Verspannungen der Muskulatur durch falsch angewöhnte Körperhaltungen, einseitige Belastungen, beispielsweise im Beruf oder im Sport, Bewegungsmangel, Schonhaltungen, die nach Operationen, Unfällen oder Verletzungen beibehalten wurden, Stress und seelische Belastungen führen zu Verschiebungen oder Blockaden in der Wirbelsäule oder im Becken und können so große Auswirkungen auf die gesamte Körperstatik haben.

Vor dem Tapen reguliere ich zunächst die Statik mit einer sanften Methode, außer bei akutem Schmerz – da tape ich sofort. Auch beim Tapen beziehe ich den ganzen Patienten mit ein: Hat er Stress, ist er ängstlich, was beschäftigt ihn? Das kann schon mal zu einem zusätzlichen Tape – vielleicht im Nacken – führen.

Ich schätze an der Methode, dass ich meinen Patienten mit den Tapes etwas nach Hause mitgeben kann, durch das sie sich wieder besser spüren, das ihnen das Gefühl für das aufrechte Gehen wieder vermittelt – und der Körper wieder an die richtige Haltung erinnert wird. Gut finde ich auch, dass die Muskeln eine 24-Stunden-Massage erhalten und über einen längeren Zeitraum entspannt werden. Und das alles, ohne Übungen und zusätzlichen Zeitaufwand für die Patienten.

Wichtig ist jedoch, auch die Ursache der Verspannungen zu beheben, sonst kann es immer wieder zu Wirbelverschiebungen kommen. Die von mir angebotene Bewegungsharmonie nach Jehuda Livne, aber auch Alexandertechnik, Feldenkrais, und Eutonie sind Methoden, um über Jahrzehnte hinweg angewöhnte Körperhaltungen aufzuspüren und neue Bewegungsmuster einzuüben.

Wie wirken Tapes?

Die Erfahrung zeigt, dass Tapes die Schmerzweiterleitung beeinflussen, aber auch Durchblutung und Lymphfluss anregen und so die Zufuhr von Nährstoffen und den Abtransport von Abfallstoffen verbessern. Die Muskeln werden entspannt, die Wundheilung beschleunigt und Narbengewebe entstört. Man geht davon aus, dass Tapes auch Akupunkturpunkte und –meridiane stimulieren und reflektorisch auf die Organe einwirken.